Meine Trading-Commitments

Aktuell arbeite ich im Angestelltenverhältnis in einem Software-Entwicklerteam das nach Scrum ein Softwareprodukt iterativ erstellt. In dreiwöchigen Entwicklungszyklen, auch Sprints genannt, committet sich das Team dazu ein Sprintziel zu erreichen. Dies ist üblicherweise die Bereitstellung eines Mehrwertes für ein oder mehrere Stakeholder des Produktes. Häufig wird der englische Begriff Commitment in der Softwareentwicklung mit einem Vertrag zwischen dem Produktverantwortlichen und dem Entwicklerteam gesehen. Dies stimmt jedoch nicht. Ein Commitment in der Softwareentwicklung nach Scrum entspricht vielmehr einer Verpflichtung des Teams, alles in seiner Macht stehende zu tun, um dieses Ziel zu erreichen. In diesem Beitrag committe ich mich zu meinen persönlichen Zielen im Trading. Ich gehe damit ebenfalls die Verpflichtung ein, alles in meiner Macht stehende zu tun, um meine Trading-Ziele zu erreichen.

Warum mache ich dieses Commitment öffentlich?

Indem man Ziele öffentlich macht, wird man nach seinen Verpflichtungen gemessen. Dies ist ein unglaublich intrinsischer Motivationsschub alles mir mögliche zu tun, um seine selbst auferlegten Verpflichtungen einzuhalten.

Hier ein Beispiel, dass diesen intrinsischen Motivationsschub verdeutlichen soll: Angenommen du definierst für dich selbst, in den nächsten sechs Monaten 10 Kilogramm Gewicht durch Sport zu verlieren. Wie hoch wäre die Wahrscheinlichkeit, dass du dein Ziel erreichst, wenn du es nur für dich selbst in Gedanken festhälts und wie hoch wäre die Wahrscheinlichkeit es zu erreichen, wenn du es niederschreibst und als dein WhatsApp und Facebook Status veröffentlichst und jedem deiner Arbeitskollegen davon erzählst, noch bevor du die erste Sportübung ausgeführt hast. Daher ist es wichtig seine Commitments nicht nur in Gedanken zu definieren, sondern diese nieder zu schreiben und der Welt mitzuteilen.

Ein sehr schönes Video zu Commitments und den Wirkungen, wenn man diese publik macht, hat Jens Rabe veröffentlicht.

Meine Commitments

  1. Ich betreibe ein Moneymanagement für alle meines Trades.
  2. Ich halte mich an meine Regelwerke für das Trading.
  3. Ich führe ein Trading-Tagebuch. Ich halte es so aktuell wie es mir möglich ist. Jeder Trade wird darin dokumentiert. Sowohl aus meinen Gewinner-Trades als auch aus meinen Looser-Trades leite ich Lessons Learned ab. Zu Beginn eines jeden Monats veröffentliche ich eine Zusammenfassung des vorherigen Monats.
  4. Mein Renditeziel ist 3% nach Steuern und Gebühren im Jahresdurchschnitt pro Monat zu erreichen. Dies entspricht einer annualisierten Rendite von 63% vor Steuer (Abgeltungssteuer) und Gebühren.
  5. Ich lasse das Kapital thesaurierend im Depot für mind. 5 Jahre. Dies bedeutet, ich trade für mind. 5 Jahre auf Groth und nicht um davon zu leben. Lediglich zur Begleichung der Steuerschuld darf Kapital entnommen werden.
  6. Ich betreibe Trading wie einen regulären Beruf, denn Trader zu sein ist ein Beruf.

Was bedeutet dies monetär?

Aktuell versteuere ich im Privatvermögen. Dies bedeutet ich zahle Abgeltungssteuer, Solidaritätszuschlag und aktuell Kirchensteuer in Höhe von 9%. Dies ergibt eine Steuerlast von aktuell 27,9% auf Einkünfte aus Kapitalerträge. Freibeträge kann ich keine nutzen, da diese vom langfristigen Depot bereits ausgeschöpft werden.

Bei einem aktuellen Steuersatz von 27,9% würde dies bedeuten, ich werde in 5 Jahren ein Tradingdepot haben mit einem Wert von fast 350.000$. Dies bedeutet, ich werde in 5 Jahren eine fünfstellige Summe pro Monat vor Steuern regelmäßig erwirtschaften. Sollte ich nach den 5 Jahren mit den gleichen Commitments weiter traden, würde das Depot in 15 Jahren ein Volumen von 12 Millionen Dollar nach Steuern haben. Allerdings gehe ich davon aus, dass ich das Renditeziel wenn das Depot siebenstellig ist, reduzieren werde und zusätzlich wohl auch Entnahmen vornehmen werde. Zusätzlich gehe ich aktuell davon aus, dass ich das Tradingdepot im Laufe der Zeit noch aufstocken werde.

Bei der Besteuerung sehe ich Optimierungsbedarf, da es mir egal ist ob ich das Geld besitze oder nur die Kontrolle darüber habe. Dazu mehr in folgenden Beiträgen.

Trading muss sich lohnen

Trading kostet Zeit und Zeit ist das wertvollste Gut für mich. Trading macht erst dann für mich Sinn, wenn es sich monetär lohnt und zumindest einen gewissen Anteil zum Vermögensaufbau beiträgt. Ich risikiere daher nicht mehr, als ich mir leisten kann zu verlieren, und riskiere auch so viel, dass ein Gewinn sinnvoll und sich der zeitliche Einsatz gelohnt hat.

Warum betreibe ich Trading wie einen Beruf?

Trading ist kein Hobby. Wer Trading als Hobby betreibt, ist und wird kein professioneller Trader. Spitzensportler sind auch nicht spitze, weil sie den Sport als Hobby wahrnehmen. Sie investieren viel Zeit, Engagement und meist auch viel Schweiß und Schmerzen in ihre Tätigkeit um zu den Besten zu gehören. 90% aller Trader verlieren am Markt. Wenn man nicht zu den 90% gehören möchte, kann man Trading auch nicht als Hobby betrachten. Typischerweise, bzw. in 99,99% aller Fälle, kostet ein Hobby Geld und erwirtschaften keines.


“Win or lose, everybody gets what they want out of the market. Some people seem to like to lose, so they win by losing money.”

— Ed Seykota, Trader

Übersetzung: Ob man gewinnt oder verliert, jeder bekommt, was er vom Markt will. Einige Leute scheinen gerne zu verlieren, also gewinnen sie, indem sie Geld verlieren.

Die innere Einstellung bzw. die Überzeugung die man hat, wird auch zur Realität. Daher sollte man seine innere Überzeugung auch am Markt ausspielen. Denn nur so bekommt man was man möchte.