Bevor ein Wheel-Trade eingegangen wird, sollte man immer die Frage “Bin ich bereit, das Underlying für den gewählten Strike Preis zu kaufen und potentiell länger zu halten” für sich immer positiv beantworten. Das geht nur wenn der Preis, einem fairen Wert des Unternehmens entspricht und man vom Unternehmen überzeugt ist. Dennoch benötigt man für Wheels-Trades auch eine entsprechende Performance für die Prämie. Werte wie z.B. Apple oder Microsoft bringen häufig nicht diese Rendite, da die implizite Volatilität zu gering ist. Wenn man eine hohe Rendite haben möchte, muss man also zwangsweise auch ein größeres Risiko eingehen. Was also tun, wenn ein Trade daneben geht. In diesem Beitrage schauen wir uns an, wie Rettungsmissionen einen Verlierer-Trade in einen Gewinner-Trade verwandeln können.
Schauen wir uns ein theoretisches Beispiel an, dass nach dem Regeln für eine Rettungsmission gehandelt wird. Angenommen die Buying Power beträgt 25.000$ für eine Position, dann ist die Positionsgröße für eine Rettungsmission bei 8.333$ (1/3 der ursprünglichen Positionsgröße). Insgesamt können drei Rettungsmissionen gemäß dem Regelwerk gehandelt werden. Angenommen es wir ein Underlying mit einem Strike von 80$ gehandelt, dann können drei Puts zur Tradeeröffnung verkauft werden. Die benötigte reservierte Buying Power entspricht damit 80$ * (100 * 3 Optionen) = 24.000$.
Rettungsmission 1
Angenommen der Kurs des Underlyings fällt um 30%, auf 56$ und genau hier liegt ein Support. Gemäß dem Regelwerk kann nur eine Put-Option verkauft werden. 8.333$ / (56$ * 100) = ca. 1,5. Da man keine halben Optionen verkaufen kann, kann nur eine Option verkauft werden. Das benötigte Kapital beträgt 5.600$.
Rettungsmission 2
Der Kurs fällt um weitere 30% auf 39,20$. Diesmal werden 2 Puts an dieser Marke verkauft. Wieder wird der Strike gerissen.
Rettungsmission 3
Der Kurs fällt erneut um 30% auf 27,44$. Diesmal werden 3 Puts verkauft. Auch diesmal wird der Strike gerissen und 300 Anteile wandern ins Depot.
Übersicht über die ausgeführten Rettungsmissionen
Start | RM1 | RM2 | RM3 | |
Preis | 80$ | 56$ | 39,20$ | 27,44$ |
Anzahl verkaufter Optionen | 3 | 1 | 2 | 3 |
Jeweils benötigte Buying Power | 24.000$ | 5.600$ | 7.840$ | 8.232$ |
Summe der benötigten Buying Power | 24.000$ | 29.600$ | 37.440$ | 45.672$ |
Anzahl Underlyings im Depot | 300 | 400 | 600 | 900 |
Kostenbasis | 80$ | 74$ | 62,40$ | 50,75$ |
Benötigter Anstieg für Exit | 32% | 59% | 85% | |
Benötigter Anstieg für Exit ohne RM | 43% | 104% | 192% |
Wie man in der Übersicht sehr gut erkenn, wird es trotz der ausgeführten Rettungsmissionen immer schwieriger aus dem Trade zu kommen. Am Ende muss der Kurs 85% steigen um zur Kostenbasis das Underlying wieder los zu werden. Das ist schon ein ganz schönes Stück. Ohne eine Rettungsmission, schwindet die Chance aber erheblich, denn ein Anstieg um 32% ist direkt nach der ersten Rettungsmission wahrscheinlicher, als ein Anstieg um satte 43%. Daher ist es wichtig, seine Buying Power nicht zu früh zu verpulvern. Die 30% Regel um auch größere Kursrücksetzer zu verkraften. Um das Risiko weiter zu reduzieren, macht es zusätzlich Sinn mit dem Put Verkauf bei einer Rettungsmission zu warten, bis der Wert tatsächlich auch an einem Widerstand abgeprallt ist.
Zusätzlich empfehle ich bei Trade Starts nur einen Strike für einen Put zu wählen, bei dem man bei der Rettungsmission auch mind. ein Put verkaufen kann ohne die 1/3 Regel zu verletzen. Bei einem Strike von 200$ könnte man initial einen Put zwar verkaufen, eine Rettungsmission könnte man jedoch nicht ausführen, denn 200 * 0,7 = 140$ und 140$ sind mehr als die 8.333$ verfügbares Kapital. Daher favorisiere ich Underlyings bei denen man schon beim ersten Strike mind. 3 oder 4 Optionen verkaufen kann. Die Auswrikung von nur drei Optinen sieht man oben im Beispiel. Für die erste Rettungsmission, konnte nur eine Option verkauft werden und nur 2/3 der Kaufkraft für eine Rettungsmission eingesetzt werden. Wäre der initiale Strike Preis bei 60$ gelegen, hätten initial 4 Optionen verkauft werden können und bei der ersten Rettungsmission bei 42$ hätten zwei Optionen verkauft werden können (8.400$ wäre minimal drüber gewesen aber das wäre für mich Ok gewesen eine zweite Option zu verkaufen oder einen minimal niedrigeren Strike zu wählen).
Die Option Rettungsmissionen durchführen zu können, sollte man nicht missbrauchen und auch schlechte Underlyings oder zu hohe Strikes für Wheel-Trades auszuwählen. Schaut euch das Unternehmen zumindest grob vorher an, schaut nach Nachrichtenmeldungen, letzte Analystenratings, den fairen Wert, das aktuelle KGV, das erwartete KGV fürs nächste Jahre, etc. an, vor einem Wheel-Trade. Solltet ihr schon einmal ein Trade mit dem Underlying gemacht haben, prüft es erneut vor jedem Trade. Änderungen am Markt gehen schnell von statten.