Support- und Resistance-Levels

Support (Unterstützungen) und Resistance (Widerstände) sind Kurs-Level, an denen es häufig zu Trendwechsel kommt. Ein Support beendet dabei einen Abwärtstrend und ein Widerstand einen Aufwärtstrend. Von einem bestätigen Support bzw. Widerstand kann man dann sprechen, wenn der Trendwechsel mehrmals an einer dieser Kurs-Level passiert.

Welche Arten von Support- und Resistance-Levels gibt es?

Hier gibt es drei unterschiedliche Arten. Man unterscheidet dabei in folgende Kategorien:

  • Imaginäre Horizontale Linien: Dies sind die für das menschliche Auge am einfachsten auszumachenden Linien. Hierbei schaut man sich einen Chart an und prüft ob der Trend mehrmals bei einem bestimmten Kurs gedreht hat.
  • Imaginäre Linien mit einem Winkel: Diese sind etwas schwerer auszumachen. Hier verbindet man mehrere Punkte in einem Chart und prüft ob sich mehrere Kontakte mit dieser Linie ergeben. Diese Linien auszumachen bedarf etwas Übung, nach einer gewissen Zeit hat man jedoch ein Auge dafür.
  • Dynamische Linien: Dynamische Linien sind z.B. gleitende Durchschnitte. Gleitende Durchschnitte werden üblicherweise genutzt um einen Trend in einem Chart anzuzeigen. Dennoch fungieren Sie hin und wieder auch als Support- und Resistance-Level. Der 200er Einfache Gleitende Durchschnitt (200 Simple Moving Average) kann z.B. bei manchen Underlyings als Support- und Resistance-Level dienen. Auch der 21er SMA, der 50er SMA und der 100er SMA werden häufig in der Chartanalyse genutzt.

Wichtig zu Wissen ist darüber hinaus, sollte ein Support bzw. Resistance Level gebrochen werden, wird das Level automatisch invertiert. Aus einem Support-Level wird dementsprechend eine Resistance-Level und aus einem Resistance-Level wird ein Support-Level.

Folgend ein Chart als Beispiel mit ein paar eingezeichneten Supports und Resistance Linien. Der 200er SMA ist zwar im Chart eingezeichnet, hier hat er aber keinerlei Bedeutung als Support oder Resistance. Als besonders starke Support- und Resistance-Levels würde ich persönlich eine Linie definieren, zu der es mind. drei oder mehr Kontaktpunkte hintereinander gab, an der der Kurs gedreht hat. Diese wäre z.B. das 66$ Kurs-Level. Hier sieht man auch, dass der Support nach bestätigtem Durchbruch zu einem Widerstand wurde. Bestätigt ist ein Durchbruch, wenn sich der Kurs nicht nur kurzfristig auf der anderen Seite des Supports bzw. Widerstands befindet. Ist ein Durchbruch nur kurzfristig, handelt es sich um einen sogenannten Fake-Ausbruch. Der vorherige Trend wird üblicherweise nach einem solchen Fake-Ausbruch fortgesetzt.

Warum existieren solche Support- und Resistance-Linien?

Hierbei handelt es sich um sich selbst erfüllende Prophezeiungen. Viele Trader und auch insbesondere institutionelle Anleger nutzen die Charttechnik um sich mit Orders an diesen Levels zu positionieren. Daher finden sich üblicherweise eine hohe Anzahl an Orders an diesen Kursleveln. Fake Ausbrüche werden gerade von den größeren Investoren gerne genutzt um Limit Orders bzw. Stop-Loss-Orders kleinerer Investoren abzuräumen. Wenn dann die Gegenbewegung einsetzt und der ursprüngliche Trend fortgesetzt wird profitieren diese Trader / Investoren von günstigen Einstiegs- bzw. Ausstiegskursen.

Kann man solche Kursleveln vorhersagen?

Für den ein oder anderen Leser kommt jetzt die überraschende Antwort, Ja, das geht. Hier hilft uns die Natur bzw. der Mathematiker Leonardo da Pisa. Letzterer ist hauptsächlich unter dem Namen Fibonacci bekannt. Berühmt ist er geworden für den sogenannten Goldenen Schnitt. Er wird nicht nur in der Kunst, Photographie, sondern auch in der Charttechnik angewandt. Die sogenannten Fibonacci-Retracements sind prozentuale Bereiche, an denen es häufig zu einem Trendwechseln kommen kann. Die bekanntesten Level sind das 61,8% und 38,2% (zusammen 100%) Retracement. Aber auch 23,6% und 78,6% sowie 50% gelten als Fibonacci-Retracement-Leveln. Um Fibonacci-Retracements zu verwenden, kann man z.B. bei Tradingview das entsprechende Tool auswählen und auf Basis einer Trendbewegung eine Einzeichnung vornehmen. Folgend ein Beispiel:

Die letzte übergeordnete Trendbewegung startete Anfang 2021 und ist im März durch einen Seitwärtstrend beendet worden. Wie man sieht, hat der Kurs die 38,2% Level erst mehrmals angelaufen aber erst Mitte Juli nach unten durchbrochen. Danach hat die 50% Level als Support zweimal gehalten. Danach wurde das 50% Level kurzfristig durchbrochen, diente aber Anfang September erneut als Support. Auf Basis von Fibonacci-Retracement kann man auch die Trendstärke definieren. Je weiter ein Kurs zurückläuft, desto schwächer ist der Trend.

Eine Trendbewegung kann man identifizieren, indem man mit kurzfristigen gleitenden Durchschnitten Zwischenhochs ausblendet. Ich nutze hier entweder einen 21er SMA oder einen 20er Exponentiellen Gleitenden Durchschnitt. Sobald sich die Richtung des gleitenden Durchschnitts ändert, weiß man wo der Trend gestartet ist, und die Earnings Anfang 2021 nur ein Zwischentief war aber keine Trendwechsel zur Folge hatte. Folgend der gleiche Chart aber mit aktivierten 21 SMA um Trendwechsel zu erkennen und Zwischenhochs bzw. Zwischentiefs auszublenden.

Neben den Fibonacci-Retracements gibt es noch das sehr nützliche Trend-Based-Fibonacci-Extensions Tools. Man nutzt hier drei Punkte, den Trendstart, das angelaufene Hoch bzw. Tief und den tiefsten Punkt der ersten Gegenbewegung. So kann man Kurslevel ausmachen für z.B. neue Hochs oder weiteren Support- und Restistance-Level. Ich nutze es z.B. um bei Strangles einen Strike zu finden bei Calls, sollte es bisher kein Resistance-Level existieren. Dies ist z.B. der Fall bei All-Time-Highs. Noch gibt es darüber kein Kurslevel, das als Restistance-Level fungieren könnte, daher kann man hier Trend-Based-Fibonacci-Extensions sehr gut nutzen. Hier noch einmal der gleiche Chart, diesmal mit dem Trend-Based-Fibonacci-Extensions-Tool. Wie man sieht, hat der Kurs im Juni genau am 61,8er Level gedreht und die prozentualen Angaben dienten auch im eingezeichneten Bereich häufig als Support oder Widerstand.

Ein weiteres Beispiel für den Einsatz von Trend-Based-Fibonacci-Extensions findest du in einem Trade auf das Underlying von ETSY. Hier noch ein Video, wie man das Tool verwendet.

Wann nutze ich welche Tools zur Support- und Resistance-Erkennung?

Am häufigsten nutze ich die horizontalen Support- und Widerstands-Linien für die CSP45, SSG45 und die Wheel-Strategie. Trend-Based-Fibonacci-Retracements nutze ich hin und wieder bei Strangles um den Call-Strike zu finden, wenn kein real existierender Widerstand existiert. Fibonacci-Retracements, Linien mit Winkel und dynamische Linien nutze ich gerne zur Bestätigung der Strike-Wahl. Sie helfen auch das Risiko einzuschätzen, wenn z.B. eine horizontale Linie zwischen einem Fibonacci-Retracement liegt um mögliche Tiefs darunter auszumachen. Für die Wheel-Strategie bevorzuge ich Support-Level die schon häufiger getestet wurden.

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